„Bei uns liegen Sie immer richtig.“

Die Wiener haben es in sich. Das hört man oft. Ich habe es überprüft und ja, es stimmt. Wiener sind ganz anders als Frankfurter, Nürnberger oder Hamburger. Das trifft nicht nur auf den Geschmack von Würsten unterschiedlicher Regionen, sondern generell auf den Umgang mit totem Fleisch zu. Eleganter ausgedrückt: Wiener haben eine eher morbide Veranlagung in sich. Sie sehen das Sterben als Teil des Lebens. Daher begegnet der Wiener dem Tod seit je her mit einer Mischung aus makaber-morbidem Humor, angemessener Pietät und praktischer Geschäftigkeit.

Das Bestattungsmuseum in Wien

Als „Friedhofstourist“ MUSS man es gesehen haben – das Bestattungsmuseum in Wien! Von 1967 bis 2013 befand es sich über dem Betriebshof der größten österreichischen Bestatterfirma „Bestattung Wien“ und atmete dort den Charme dieser alteingesessenen Totengräber.

Bestattung-Wien
Bestattungsmuseum 1967-2013: über dem Betriebshof der Bestattung Wien

Dann wurde das Bestattungsmuseum geschlossen, ca. 1 Jahr lang modernisiert und im Oktober 2014 direkt auf den Zentralfriedhof Wien unter der historischen Aufbahrungshalle 2 wiedereröffnet. Das neue Bestattungsmuseum schaut auf den Bildern wesentlich zeitgemäßer aus und die ebenfalls überarbeitete Website hat sogar so etwas wie einen Blog mit interessanten aktuellen Meldungen.

Bestattungsmuseum Wien seit 2014 - direkt auf dem Zentralfriedhof Wien
Bestattungsmuseum Wien seit 2014 umgezogen auf den Zentralfriedhof Wien (Foto: B&F Wien/Bestattungsmuseum)
Neue Ausstellungsräume (Foto: B&F Wien/Bestattungsmuseum)
Neue Ausstellungsräume (Foto: B&F Wien/Bestattungsmuseum)
Foto: B&F Wien/Bestattungsmuseum
Foto: B&F Wien/Bestattungsmuseum

Im Vergleich zu früher ist das neue Bestattungsmuseum Wien barrierefrei. Über eine 30 Meter lange Rampe, die von „stilisierten Grabsteinen“ aus Beton- und Natursteinblöcken flankiert wird, gelangt man nach „Unten“. Die Anzahl und Art der 250 Exponate hat sich nicht wesentlich geändert, nur deren Form der Präsentation. Die Erzählung der Dauerausstellung zur „Schönen Leich“ folgt den Abschnitten eines Trauerfalls: gestorben – betrauert – geführt – bestattet – erinnert. Man bewegt sich auf einem Steg durch die Ausstellung, der auch Distanzhalter zu Objekten ist.

Ich kenne das Bestattungsmuseum Wien noch im alten Zustand und bin auch irgendwie froh darum. Es scheint mir gemütlicher, nahbarer gewesen zu sein. Die Moderne wirkt etwas kühl. Aber wirklich beurteilen kann ich es erst, wenn ich bei meinem nächsten Wien-Besuch vorbeigeschaut habe. Solltet ihr schon im neuen Bestattungsmuseum Wien gewesen sein, so lasst mal wissen, wie es euch gefallen hat.

Im Folgenden berichte ich über eine zauberhafte Führung 2010 – vom „Ritualdesigner“ und ehemaligen Museumsleiter Dr. Wittigo Keller (der heuer nicht mehr im Bestattungsmuseum tätig ist):

Zum Auftakt der Führung stellt uns der sympathische Museumsführer den neuen Werbeslogan der „Bestattung Wien“ vor: Bei uns liegen Sie immer richtig. Das hätte vor kurzem ein knappes Drittel der Besucher bei der „langen Nacht der Museen“ bestätigt, die zum Probeliegen im Sarg Platz genommen haben. Zugegeben, das hätte ich auch mal probiert. Aber bei unserem Besuch waren die Särge leider nicht geöffnet.

„A schene Leich!“

Wien-Bestattungsmuseum-Leichenwagen

Bestattungsmuseum-Wien-ConcordiaMitte des 19. Jahrhunderts schwangen sich in Wien die Bestattungen zu opulenten Inszenierungen auf. „Schöner Sterben“ war äußerst angesagt. Bei pompös aufgezogenen Trauerzügen vermischte sich Mitgefühl mit Schaulust und wer ein Haus an der Trauerzug-Straße hatte, der konnte seine Fensterplätze teuer vermieten an Zuschauer.

Doch nicht nur früher, auch heute noch zieht so „A schene Leich“ – zu neudeutsch eine „tolle Beerdigung“ – die Menschenmassen in Wien an. Zum Beispiel nahmen 1989 an der Beerdigung der ehemaligen Kaiserin Zita mehr Wiener teil als bei den Spielen der Fussball-EM 2008, die in der Hauptstadt ausgetragen wurden. So etwas würde in Deutschland nie passieren ;-).

Sicher sterben

Für alle Fans von Edgar Allan Poes „Lebendig begraben“ und des gleichnamigen Films von Roger Corman ist ein Besuch im Bestattungsmuseum Pflicht. Auch in Wien schien die Angst vor dem Scheintod viele Anhänger zu haben. Daher wurde 1828 ein Rettungswecker erfunden, mit dem lebendig Begrabene Alarm geben konnten.

Bestattungsmuseum-Wien-Rettungswecker
Der Rettungswecker: damit konnten lebendig Begrabene den Totengräber wecken

Wurde von den Hinterbliebenen der Rettungswecker für den Verstorbenen „hinzugebucht“, dann hat man das Handgelenk des Leichnams in eine Schnurschlinge gelegt, die bei der geringsten Bewegung über ein unterirdisch angelegtes Seilzugsystem eine ohrenbetäubende Glocke im Wohnzimmer des Totengräbers schellen ließ. Dessen Gemächer lagen meist direkt neben der Aufbahrungshalle. Doch da die bei der Verwesung ausströmenden Gase häufig ruckartige Bewegungen bei Toten verursachen, wurde so oft falscher Alarm ausgelöst, dass die Bestatter gar nicht mehr nach dem Wiedererwachten schauten…

Bestattungsmuseum-Wien-Herzstich-Dolch
Todsicher: nach einem Herzstich mit diesem Stilett wacht keiner mehr auf

‚Todsicher‘ und auch günstiger war das Herzstich-Stilett. Wenn drei Ärzte unabhängig voneinander den Tod des Angehörigen festgestellt und der Verstorbene darüber verfügt hatte, wurde er vor der Einsargung mit einem Stich durchs Herz vor dem Scheintod ‚bewahrt’. Freundlich ausgedrückt. Klingt nach Vampirstory, war aber Realität. Das Herzstich-Verfahren geschah sogar mit Einwilligung der Kirche. Eigentlich fast unheimlich.

Skurrile Todeswelt

Rauchen-sichert-Arbeitsplätze-Werbeartikel
„Rauchen sichert Arbeitsplätze“ – Werbeartikel der Bestattung Kunz

Selbst als morbid-erfahrener Grufti kann man über manche Exponate nur den Kopf schütteln, z.B. über den weltweit ersten Recycling-Klapp-Sarg von 1784, über eine Leichen-Tram zum Friedhof mit zwölf ‚Plätzen’ für Särge (ohne Umsteigen) oder über eine zeitgemäße Fußball-Urne. Das Museum ist nicht sehr groß und besteht nur aus drei Räumen. Doch die sind voller faszinierender Ausstellungsstücke, die extrem unterhaltsam von Dr. Wittigo Keller vorgestellt werden. Er ist nach eigenen Aussagen „Ritualdesigner“ bei der Bestattung Wien und zuständig für die etwas außergewöhnlichen Trauerveranstaltungen und Bestattungswünsche. So organisierte er die Rocker-/Biker-Beisetzung von Falco oder erst kürzlich eine Mittelalter-Bestattung in historischen Kostümen und Dekoration. Toller Job!

Dr. Wittigo Keller entwickelte auch den Sitzsarg, der mittlerweile durch ganz Europa tourt. Das war ein Exponat und Eyecatcher für den Messestand der „Bestattung Wien“ auf der Bestattermesse 2001 in Düsseldorf. Er ist eine Hommage an den Künstler René Magritte und dessen Bild ,Perspective I: Madame Recamier‘.

Bestattungsmuseum-Wien-Sitzsarg
Dieser Sitzsarg wurde nie zur Beisetzung verwendet, obwohl es durchaus Nachfrage gibt.

Ich kann nur sagen: Das Bestattungsmuseum Wien ist ein skurriler Höhepunkt. Und garantiert nicht überlaufen – wir waren nur vier Besucher. Vor allem lernt man viel und nimmt manch makabren Eindruck vom Wiener Totenkult mit, über den ich daheim noch oft schmunzeln musste. Ich zitiere Wittigo Keller: „(Der Tod) ist ja eigentlich ein sehr vitales Thema. Es kommt nur auf die Perspektive an.“

Hinweis zu den Bildern vom Museum:
Alle Bilder wurden im Bestattungsmuseum Wien aufgenommen (Quelle). Das Recht zur Veröffentlichung im Blog wurde mir erteilt, jedoch ist eine geschäftliche Nutzung der Fotos strengstens untersagt, daher nur „in klein“.

 

 

Öffnungszeiten & Eintrittspreise Bestattungsmuseum Wien

Montag – Freitag: 9 – 16.30 Uhr

von 1.3. – 2.11. auch samstags von 10 bis 17.30 Uhr

Eintritt: 6 €, ermäßigt 5 €, Jugendliche bis zum 19. Lebensjahr frei

Audioguide (inkludiert auch die Führung auf dem Wiener Zentralfriedhof): 6 €

Wo ist das Bestattungsmuseum?

1110 Wien, Simmeringer Hauptstraße 234

Aufbahrungshalle 2, Untergeschoß – nächster Zugang: Tor 2 des Zentralfriedhofs

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Der „Zentraaal“(friedhof)

Vom Besuch des Wiener Zentralfriedhofs brauche ich ja keinen Gothic mehr zu überzeugen.
„Es lebe der Zentralfriedhof und alle seine Tot’n!“ Man munkelt, der heimliche Nationalfeiertag der Wiener sei Allerheiligen. Dann strömen tausende Wiener zu ihrem „Zentral“, um diesen Tag zu zelebrieren. Freiwillig. Er ist generell sehr beliebt: bei 300.000 lebenden Besuchern p.a. und 3 Millionen Toten. Täglich finden 25 Beerdigungen hier statt. In dieser Hinsicht ist er der größte Friedhof in Europa, fast auch von der Fläche her. Da übertrifft ihn nur der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg.

Wien-Zentralfriedhof-Gothic
Zum Sterben (zu) schöne Gruften

„Er hat den 71er genommen“

Wien-Friedhofskrähe
Es lebe der Zentralfriedhof…

Dieser unter Wienern umgangssprachliche Ausdruck für einen Verstorbenen bezieht sich auf die traditionsreiche Straßenbahnlinie 71, die direkt zum Zentralfriedhof fährt. Die Größe des Friedhofs lassen schon die vier Straßenbahn-Haltestellen an seinen Mauern erahnen: Zentralfriedhof 1. Tor, 2. Tor, 3. Tor, 4. Tor. Das Hauptportal ist beim 2. Tor, doch ich empfehle beim 1. Tor auszusteigen. Hier kann man etwas ruhiger, grüner und direkt mit verwitterten Gruften und alten jüdischen Gräbern starten. Nach dem Eingang immer schön rechts halten und der Objektivdeckel des Fotoapparates wird sich wie von Geisterhand selbst öffnen und herunterfallen – genau wie Eure Kinnlade. So viel morbide Schönheit!

Wien-Zentralfriedhof-Statue
Die Reichen haben die Schönen auf dem Grab sitzen
Falco-Grab-Wien
Falco (Hans Hölzl) in typischer 80er Pose

Einfach genießen und sich treiben lassen. Teilweise ist es hier wild verwuchert – ich bin an Monster-Brennesseln vorbeigekommen, die ungelogen 1,80m hoch waren! Tiere begegneten mir auch viele: Hamster, ein Feldhase, Dohlen, Grünspechte, tolle Schmetterlinge und Libellen. Nach 4,5 Stunden hatten wir noch immer nicht alles entdeckt. Am besten man plant dafür einen ganzen Tag ein. Schon allein das „Statuengewitter“ an der Allee von der Karl-Borromäus-Kirche zum Hauptportal kostet einige Zeit. Hier befinden sich auch die mit wunderschönen Statuen ausgestatteten Komponisten-Gräber von Beethoven, Strauss, Brahms, Schubert und Mozart (nur ein Ehrendenkmal, er liegt in einem Massengrab auf dem Marxer Friedhof, der auch sehr schön sein soll).

Nicht vergessen: das Grab von Falco in der Gruppe 40, dass auf moderne Art künstlerisch äußerst wertvoll gestaltet ist. Ich stehe ja eher nicht auf so moderne Grabgestaltung, aber irgendwie gefiel mir die Glasscheibe, die für mich einen viertel Teil einer Schallplatte symbolisieren soll, an Falcos Grab doch sehr gut. Es passte zu ihm.

 

Friedhof der Namenlosen

Friedhof-der-Namenlosen-unbekannt
Das Wasser der Donau verwischt jede Spur…

Das Friedhofsangebot in Wien ist bekanntlich mannigfaltig. Die Auswahl fällt bei 55 Totenackern schwer. Doch der Friedhof der Namenlosen sticht schon aufgrund seiner Geschichte heraus. Hier liegen etwas mehr als 100 Leichname aus der Donau, die von der Strömung zwischen 1900-1935 angeschwemmt wurden. Die meisten konnten nicht identifiziert werden, ihre Grabtafeln wurden mit „unbekannt“ oder „namenlos“ gekennzeichnet.

Der Friedhof der Namenlosen liegt am Alberner Hafen – schon fast außerhalb von Wien – hinter riesigen, alten Speichergebäuden. Er ist nicht ‚touristenfreundlich’ zu erreichen, daher auch kaum besucht. Man fährt mit der Straßenbahnlinie 71 einfach am Zentralfriedhof vorbei bis zur Endhaltestelle. Von dort sind es noch 45min zu laufen bis zum Alberner Hafen. Es gibt auch einen Bus, aber der hat solch eigenartige Fahrzeiten und bedient auch nicht immer die Strecke bis zum Hafen, dass man Zeit spart, wenn man gleich losläuft. Leider kann ich den Weg nicht mehr beschreiben, wir haben Leute gefragt und sind auf ziemlichen „Abwegen“ irgendwann dort angekommen. Aber am Alberner Hafen ist eine Gastwirtschaft, bei der man bei einem kühlen Spritz verschnaufen kann – bevor oder nachdem man auf dem Friedhof der Namenlosen war.

Friedhof-der-Namenlosen-Wien
Kleiner Friedhof mit großer Wirkung

Der Friedhof der Namenlosen erinnerte mich von seiner Anlage her sofort an den Friedhof der Kuscheltiere aus dem Film: in Kreisform, überschaubar, eingerahmt von Bäumen. Auch wenn wir nicht nachts sondern an einem Sommerabend dort waren, herrschte eine seltsame, teilweise bedrückende Atmosphäre. Die traurigen Schicksale ergreifen einen. Ich erinnere mich an das Grab eines Kindes, auf dem stand: „Ertrunken durch fremde Hand im 11. Lebensjahr.“ Da wurde es mir schon anders. Dieser Friedhof ist eine ganz besondere und belohnende Erfahrung.

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Wo ist der Friedhof der Namenlosen?

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In Reise-Stimmung kommen

Sehen:

Lesen:

  • „Nur in Wien“ – Ein Reiseführer zu sonderbaren Orten, geheimen Plätzen und versteckten Sehenswürdigkeiten
  • Wer sich nicht die ORF-Doku „Es lebe der Zentralfriedhof“ zulegen will, kann sich hier einen Bericht von 3Sat darüber durchlesen.

Hören:

  • Ultravox haben ihr Video zu „Vienna“ auch auf dem Zentralfriedhof gedreht. Gänsehaut! Kult!
  • Natürlich alles von Falco ;-), z.B. das abgedrehte „Wiener Blut“

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GOTHIC GUIDE – Bestattungsmuseum Wien & Zentralfriedhof

Eine Seite für euch mit den wichtigsten Infos – kostenlos zum Herunterladen & Mitnehmen auf Reisen: Gothic Guide Bestattungsmuseum Wien Zentralfriedhof


 

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30 Kommentare zu „„Bei uns liegen Sie immer richtig.““

  1. Ich lese den Artikel auch gerade und freue mich. Mein Mann und ich fahren bald nach Wien! Bestattungen sind zwar nicht ganz unser Thema, aber Ornamentik und alte Handwerke interessieren uns. Da wird sicher auch was dabei sein!

  2. Bestattungen sind etwas so Interessantes. Durch alle Kulturen hinwegfinde ich es faszinierend, wie der Umgang und Glaube mit Tot und Toten umgeht. In dieses Museum erde ich gerne gehen und einen Besuch dort planen.

  3. Cooler Artikel, das Museum klingt besuchenswert. Ich finde Gräber sehr interessant. Ein Freund betreibt eine Grabpflege unternehmen, da helfe ich manchmal umsonst aus. Vielleicht lade ich ihn dazu mal ein, danke für die Inspo!

  4. Sehr interessant, davon habe ich noch nie gehört, dass es so ein Museum gibt. Ich werde mir merken, dass es in Wien ist. Mein Freund ist Bestatter, das wäre ein interessantes Ziel für eine Reise.

  5. Ich finde es spannend, wie sich Beerdigungen im Laufe der Zeit verändert haben. Mich würde es daher interessieren so eine „tolle Beerdigung“ in dem Museum zu sehen. Bei mir selbst würde ich die Bestattung allerdings schlicht halten.

  6. Pingback: Spontis Wochenschau #10/2013

  7. Pingback: Gastartikel auf Gothic.at

  8. Na, Du Schatz
    Du hast schon ein tolles Hobby.

    Ich bin grad in den Weihnachtsvorbereitungen, so theoretisch!
    Wie bin ich da nur auf deinen Blog gekommen????

    Tja Vaters Wege sind nicht immer ergründlich.

    Liebe Küsschen an Euch Beide, Paps

  9. Also der Narrenturm ist für alle zugänglich. Eigenwillige Öffnungszeiten hat er wirklich. Aber wie gesagt, ein Friedhofsbesuch an einem schönen Tag hat irgendwie nur das halbe Flair, vor allem auf diesem St. Marxer. Das einzige das mich an dieser fast perfekten Friedhofsidylle störte ist, das direkt über dem Friedhof eine der meistbefahrenen Autobahnen Europas drüber geht. Durch die Lärmschutzwände ist es aber nicht so schlimm.
    Die Burg Kreuzenstein unweit von Wien, dort wurde unlängst erst der Film mit Nicolas Cage gedreht der jetzt ins Kino kommt. „Season of the Witch“ oder in deutsch „Der letzte Tempelritter“.
    Die Ruprechtskirche gilt als älteste Kirche Wiens und steht mitten im „Bermudadreieck“ Lokalviertel in der Innenstadt. Die Kirche gefällt mir persönlich am besten, weil sie noch richtige mittelalterliche Architektur hat und kein Prunk und Protzbau aus dem Barock ist.
    Ja, da gäbs schon einiges für den interessierten Gothic zu entdecken.
    Man sollte in die Kirchen auch hinein gehen, denn in einer Kirche herrscht meist, wenn nicht gerade Messe ist oder ein Besucheransturm, eine ehrfurchtgebietende Stille.

    Seid ihr zufällig auch im Gasthaus „Zum Friedhof der Namenlosen“ gewesen?

    1. Oh, die Ruprechtskirche haben wir dann auch verpasst, leider. Aber eine Burgentour durch Österreich haben wir uns auch noch vorgenommen. Da gibt es einiges faszinierendes zu entdecken. Besser ich kontaktiere dich dann vorher noch mal als Reiseführer 😉

      Ja, in dem Gasthaus beim Friedhof der Namenlosen waren wir auch – haben dort aber nur was getrunken und ein Süppchen gegessen. Es war ganz nett da, wenn man draußen sitzen kann.

  10. Ganz toller Beitrag über diverse gruftige Wiener Sehenswürdigkeiten. 🙂
    Ich könnte da noch ein paar Sachen aufzählen für Gothics in Wien.
    Da wär z.b. ganz wichtig für Friedhoffetischisten 1. der St. Marxer Friedhof. Er ist schon sehr lange nicht mehr in Betrieb sondern wie ein Park. 1784-1874. Wenn man sich dort den richtigen Tag aussucht, also kaltes, nasses, nebliges Wetter ist man dort fast allein und es kann ziemlich unheimlich werden.
    2. Die Michaelergruft Offene Särge, Mumien, Skelette
    3. Der Narrenturm oder auch Pathologisch-anatomisches Bundesmuseum von den Wienern aufgrund seiner Form auch Guglhupf genannt. Nichts für schwache Nerven
    4. Katakomben von St. Stephan unterhalb des Stephansdoms geht aber glaub ich nur mit Führung
    5. Foltermuseum wurde hier schonmal genannt bzw. auch das Kriminalmuseum
    6. Für Absinthbegeisterte gibt es noch das Schnapsmuseum wo es jede Menge versch. Absinthsorten gibt. Geht aber nur gegen Voranmeldung und ab einer gewissen Personenanzahl
    7. Wer Fledermäuse mag, dem sei ein Besuch neben dem Foltermuseum im Haus des Meeres anzuraten. Dort fliegen einem die Fledermäuse im wahrsten Sinne des Wortes um die Ohren.

    Mir würden da sicher noch einige Sachen einfallen in und um Wien (Kirchen,Burgen, Orte).

    1. Hi Meidlinger12,
      lieben Dank für Deinen tollen Kommentar mit den wertvollen Tipps!! Alles zusammen könnten wir ja schon in einen „Gothic-Reiseführer Wien“ packen :-D.

      Den St. Marxer Friedhof haben wir leider zeitlich nicht mehr geschafft, ebenso wie den Narrenturm, der auch sehr eigenwillige Öffnungszeiten hat. Ist das pathologisch-anatomische Museum eigentlich für alle zugänglich – oder nur für Studenten mit Ausweis?? Darüber habe ich nirgends was gefunden, vielleicht weißt Du das.

      In der Michaelergruft und Stephansgruft waren wir (aber ich wollte die Länge des Artikels nicht ausufern lassen). Beides sehr empfehlenswert, auch wenn die Stephansgruft „nicht viel hergibt“ (man darf ja nicht fotografieren und es gibt auch nicht wirklich viel zu sehen).

      Das mit den Fledermäusen im Foltermuseum hätte ich früher wissen müssen….wo ich doch Fledis soooo mag ^^°I°^^ – schade! Aber ich war sicher nicht das letzte Mal in Wien…

  11. Ich habe mich gefreut, über den Friedhof der Namenlosen hier zu lesen, hatte ich doch im Rahmen eines Interviews 2008 Gelegenheit, mit L´ame Immortelle über diese namenlosen Gräber und Toten zu sprechen, denen sie ein Kozeptalbum gewidmet haben. Thomas Sobottka hatten sie damals an Ihrer Seite, der das Ganze lyrisch unterstützt hat… er hat zu dem Thema auch ein Buch veröffentlicht… http://www.sabottka.de/wasbleibt.htm)

    Es scheint so ein irrealer Platz… so wenig vorstellbar, dass da niemand ist oder war, der diese Menschen vermisste oder nach ihnen suchte…

    http://www.youtube.com/watch?v=sFQY16y3QqA&feature=related

  12. ja, ich war auch auf dem Zentralfriedhof und auch im Museum.Beides fand ich sehr schön. Der Friedhof schon fast ein muss für jeden Besucher.Man glaubt es kaum aber da gibt es Bushaltestellen. Das Grab von Falco war auch sehr schön und herzergreifend.Naja,nicht nur Bestattungsmuseum und der Friedhof sind interesant sondern ganz Wien.Ich habe die Zeit da genossen.

  13. Absolut fantastischer Artikel! Du bietest dich nicht zufällig als Reiseführerin an? Wien steht schon länger auf meiner Wunschliste und dein Bericht ist nicht unbedingt hilfreich mich davon abzubringen 😉

    Was ist Deiner Meinung nach die beste Jahreszeit für Wien? Ich bin mir unsicher ob ich eher winterlich oder sommerlich planen soll.

    Neulich habe ich den FIlm über das Leben von Falco gesehen, der in etwa umreißt, wie das Leben der Wiener Größe abgelaufen ist, falls du daran Interesse hast kann ich ihn dir eigentlich nur empfehlen obwohl er nur bedingt etwas mit Wien zu tun hat.

    Werde mir deinen Artikel bis dahin gut aufheben und ggf. erneut kommentieren 😉

    1. Danke 😉 und ja, ich würde gern noch mal mit nach Wien kommen, denn es war nicht alles zu schaffen, selbst in 5 Tagen nicht! Ich würde sagen, Wien ist relativ saison-unabhängig (wohingegen ich nach Venedig nur im November fahren würde!). Ich war 1x im Frühjahr und 1x im Sommer dort, aber der Weihnachtsmarkt soll auch toll sein und die Friedhöfe sind sicher auch im Schnee sehr schön oder mit melancholisch-buntblättriger Herbststimmung.

      Kennst Du den Film „Der dritte Mann“ mit Orson Welles? Der spielt ja auch in der Kanalisation von Wien und man kann eine Kanalführung mitmachen und unterirdische Originalschauplätze sehen. Die Führung war toll! Ich nehme aber an, dass die eher in der trockenen Jahreszeit möglich ist. An einem Tag hat es sehr geregnet, da war die Kanalisation überschwemmt und wir konnten auch im Sommer nicht runter. Da wird es im Winter/Herbst/Frühjahr/Schneeschmelze wohl nicht besser sein. Also wenn Du das machen willst – was ich empfehle, wenn Du den Film magst – dann besser im Sommer/Frühherbst. Am besten buchst Du gleich mal Urlaub und ein Ticket.

      Wie hieß der Falco-Film? Klingt interessant…ich hab mal eine 1-stündige Reportage über ihn gesehen im Fernsehen. Ist das der?

  14. Die Falco-Jünger haben ein iPhone auf dem Grabdenkmal abgelegt, und heraus kam in der Tat The Sound of Falco-Musik.

    Gestern waren wir noch im Foltermuseum (www.folter.at) – dort liefen dann einige Fäden aus dem Kriminalmuseum weiter. In einem alten Luftschutzbunker untergebracht ist dieses auch recht kleine Museum schon ein wenig gruselig.

    Die Betonung steht hierbei nicht auf der bloßen Zurschaustellung von Folterapparaten und -methoden, sondern auf genaue Beschreibung mit Einsatzzweck zur gezielten Abschreckung. Hier wird durch Aufklärung versucht, gegen Folter zu mobilisieren, die ja immernoch weltweit Einsatz findet.

  15. Überprüft: Zentralfriedhof und Bestattungsmuseum. Beide sehr nett. Der Zentralfriedhof ist zwar wegen der Flugzeuge nicht wirklich eine Ruhestätte, aber die weiten Flächen verschiedenster Gräber und Grabdenkmäler kann einen wirklich lange beschäftigen.
    Am Falco-Grab haben sich sogar zwei Junge Herren mit Musikbeschallung und Bier feierlich niedergelassen…
    Das Bestattungsmuseum ist klein, aber fein. Insbesondere ist auch die Führung sehr unterhaltsam und interessant. Unser Führer meldete sich am Telefon mit einem deutlich dezenten Ton, ging dann aber während der Führung voll in seiner Aufgabe auf. Guter Tipp! In unserem Fall wurden wir zu einer Gruppe älterer Damen gesteckt, die sozusagen Zukunftsforschung betrieben haben >:-)

    Wir hatten zuvor noch das Kriminalmuseum besucht – Eine Reise durch die Straf- und Mordgeschichte Wiens sozusagen. Da war die Leich dann nicht ganz so schön, aber interessand war es dennoch, z.B. mit Plastiken von Köpfen gerichteter Mörder… schön schaurig.

    1. r@zorbla.de „Zukunftsforschung“ **hust** … und Du hast Falco-Jünger angetroffen! *yeah* Haben die wenigstens Falco gespielt?

      Toller Tipp mit dem Kriminalmuseum. DANKE. Klingt schaurig. Hatte ich von gehört, aber haben wir nicht mehr geschafft.

  16. Der schöne Bericht hat mich an meinen Wien-Besuch erinnert. Im Museum war ich noch nicht, aber auf dem Zentralfriedhof. Der ist wirklich große klasse. Ich hab dort vor allem die Musikergräber besucht und Schauspieler aus dem Burgtheater oder Hans Moser und co. Und das Grab von Falco wollte ich damals auch sehen. Ich war überrascht, dass es da richtige Straßen gibt und mit dem Auto darin herum gefahren wird. Aber irgendwie müssen die Gärtner ja auch von A nach B kommen. Großes Kino, dieser Friedhof und nicht unter einer Stunde machbar!

  17. Danke!

    Ja, es war recht bequem 😉

    Da mich ein dringender Anruf erreichte, mußte ich währenddessen telefonieren.

    Das nächste Mal möcht ich auf jeden Fall „telefonlos“ drinliegen!

    Ja, die Karossen waren wunderschön!
    Da hätts auch viele Details zum Fotografieren gegeben!

  18. Mal wieder ein durch und durch toller Beitrag. Das Liegen sieht ja schon bequem aus, aber für so lange Zeit sollte es ja auch. : )

    Übrigens gibt es auch ganz tolle Souvenir-Tassen von den Wiener Bestattungen.
    Jap, die Shan Dark hat an mich gedacht als sie in Wien war.
    Dankeschön!

    1. @Clerique Noire: Bittschö! Die Tasse konnte ich auch besser transportieren als einen Sarg :-P. Die hatten noch weitere lustige Souvenire da, u.a. Holzwurm-/Rüsselkäfer-Raspelspäne in einem Reagenzgläschen verkauft als in-klein-verdichteter-„Originalsarg“ aus der Michaeler-Gruft in Wien.

      @Eva: Toll, alle Deine Bilder. Das war ja ein richtiger Nobelsarg zum Probeliegen – war’s angenehm? Und die Fotos von den Prunkkarossen… **dahinschmelz**

  19. Der K-Mann aus dem W-Wald

    Wie immer informativ und amüsant geschrieben. Ich danke Dir für diesen Bericht. Schon mal daran gedacht, irgendwann einen Reiseführer in gedruckter Form zu veröffentlichen?

    Zum Thema selbst kann ich nur faszinierend sagen. Sehr interessant ferstzustellen, wie regional unterschiedlich in Europa mit dem Tod / den Toten umgegangen wird.

    1. @K-Mann Danke Dir…übrigens, erröten schadet meinem blassen Teint…
      Nee, ein Reiseführer in Buchform ist noch nicht geplant. Vllt. gehe ich irgendwann mal auf Tour, so Lesung mäßig oder halte Diavorträge – hehe, das wäre lustig. Da komme ich garantiert auch im W-Wald vorbei 😉

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